Mein Arbeitsplatz
Das St. Michaels Skills Development Centre ist also nun für das nächste Jahr mein Arbeitsplatz. Doch was mache ich genau?
In den ersten beiden
Wochen fand noch nicht so viel Unterricht statt, da diese
hauptsächlich für Anmeldungen gedacht sind. Die Schüler können
sich umsonst dort anmelden und dann eine zweijährige Ausbildung im
Schreinern oder Schneidern machen. Damit sie auch später in das
Berufsleben einsteigen können unterrichte ich Englisch und Computer.
Finanziert wird das Center durch eine deutsche Organisation namens
Treffpunkt Malawi. Das Center wurde zum Jahreswechsel 2011/2012 gegründet und durch die Unterstützung aus Deutschland konnten die aufgebauten Strukturen ausgebaut werden und einige Materialien angeschafft werden.
Das Hauptgebäude ist symmetrisch aufgebaut. In der Mitte das Büro und an jeder Seite ein Klassenraum: einer für die Scheider/-innen, einer für die Schreiner. Zusätzlich gibt es noch ein seperates Gebäude für die Schreiner (Holzwerkstatt), ein Toilettenhaus und bald auch einen Gemüsegarten.
Meine Anreise
Um in das Projekt zu kommen benutze ich das Fahrrad meiner Gastfamilie. Es ist allerdings jedes Mal ein Abenteuer dieses zu fahren, da der Sattel gerne während der Fahrt die Position ändert. Um zum Center zu gelangen, muss man einen Hügel hinunterfahren und sobald ich die Bremse betätige, ertönt ein lauter Quietschton, sodass jeder weiß, dass ich komme. Es ist immer wieder witzig und allemal besser als 20 Minuten pro Weg zu laufen. :D
Der Unterricht
Da wir in diesem
Jahr mehr Anmeldungen entgegengenommen haben als in den Jahren zuvor
werden die knapp 70 Schüler in verschiedene Gruppen aufgeteilt. Im
Englischunterricht wird zwischen First-und Secondyears unterschieden,
bei den Computerstunden gibt es zusätzlich Kleingruppen von je 8-10
Schülern.
Der
Computerunterricht besteht hauptsächlich aus den Basics, da die
meisten Schüler noch nie einen Computer bedient haben. Es stehen uns
dafür 6 Laptops zur Verfügung. Da aber fast immer jemand fehlt hat
meistens jeder Schüler seinen eigenen Laptop. In den ersten Stunden
habe ich den Schülern zusammen mit Ausmane Mwalwanda, dem Manager des Centers, erklärt wie man die Tastatur und Maus bedient
und ein Dokument speichert. Es gibt also noch allerhand zu tun, bis
die Schüler wissen wie man eine Bewerbung schreibt, in das Internet
geht oder Exel bedient. Im Englischunterricht konzentriere ich mich
im Moment noch auf Grammatik, Satzbau und die Zeiten.
Trotzdem ist es
eine Herausforderung die Schüler zu unterrichten, da manche von
ihnen weder Englisch schreiben noch sprechen können und andere
Schüler schon das College besucht haben. Somit bleibt es immer
spannend.
Ich unterrichte 9
Stunden in der Woche und wenn ich gerade keinen Unterricht vor- oder
nachbereite, dann kann ich bei anderen Dingen hier im Center helfen, bei anderem Unterricht und Workshops zuschauen oder einfach mit den Lehrern und Schülern quatschen. Als ich einmal ein paar Tage nicht da war und dann wiederkam begrüßten mich die Lehrer mit den Worten:
"Johanna, wir sind sechs Leute hier im Büro und sobald eine Person fehlt, vermissen wir sie alle. Wir sind so froh, dass wir dich endlich wiederhaben!"
Sonstige Aktivitäten
Letzte Woche haben
die Schreiner angefangen einen Summerhat, also eine Art Abdach als
Sonnenschutz zu bauen. Als ich zusah was sie da machten, fragte einer der Schüler ob ich wüsste wie man
einen Hammer bedient. Als ich dann als wahres Dorfkind bewies was ich
drauf hatte waren die Schüler komplett aus dem Häuschen. Ich sollte
doch mal auf die Konstruktion klettern und dort etwas absägen. Auch
diesmal glänzte ich und die Schüler meinten nur:
„Jemand muss ein Foto machen das gibt es ja nicht!“.
Seit
diesem Tag fragen mich die Schüler immer wieder ob ich denn nicht
nochmal helfen könnte- und es macht echt Spaß. Heute durfte ich sogar beim Mauern helfen.
Auch außerschulisch
gibt es Aktivitäten wie zum Beispiel einen Ausflug zu einem
Fußballplatz, um dort im Fußball und Netball gegen andere Schulen
anzutreten. Somit besorgten wir einen Pickup und fuhren mit lauten
Gesängen und Trillerpfeifengeräuschen in Richtung Berge. Angekommen
am Platz, zogen sich die Schüler die Trikots an und wärmten sich
auf. Ich als weiße Person, Mzungu wie man hier sagt, war sozusagen
die Motivation für die Spieler. Ich sollte auf jedes Foto und als
sich herausstellte dass das Netballteam zum allerersten Mal das
Turnier gewonnen hat wurde ich an die Hand genommen und war Teil der
Gruppe die um das Fußballfeld rannte, den Sieg feierte und
gleichzeitig die Fußballer anfeuerte. Als dann auch noch die
Fußballer ein zweites Tor schossen war das Spiel entschieden und das Center
gewann zum ersten Mal in der Geschichte beide Spiele. Obwohl ich von
all den Gesängen auf Tumbuka nichts verstehen konnte war es einfach
ansteckend wie alle tanzten, sangen und feierten.
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Das Netballteam nach dem Sieg |
Das Arbeiten hier macht also richtig Spaß, da ich mich mit den Leuten, sowohl Schülern und auch Lehrern super verstehe und es echt nicht langweilig wird. Ich hoffe dies reicht euch fürs Erste, um einen Einblick in meine Arbeit zu bekommen. Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.
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